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Postdemokratie war eine Warnung, sozusagen eine negative Utopie : In diese Richtung geht die Entwicklung, und das ist schlecht. Heute ist die Vorstellung, wir könnten mit ihr "klarkommen", pure Selbstgefälligkeit. Vielmehr müssen wir ihr entschlossen entgegentreten. Mit seinem Buch Postdemokratie sorgte Colin Crouch 2008 in Deutschland für Furore. In seiner so pointierten wie scharfsinnigen Analyse konstatierte er, dass die Demokratie in den westlichen Gesellschaften im Begriff sei, zur bloßen Hülle zu werden : demokratische Wahlen und Institutionen würden zwar aufrechterhalten, politische Entscheidungen jedoch de facto in den Chefetagen der Wirtschaft getroffen.
Was damals als Warnung, als negative Utopie zu lesen war, erscheint heute - nach der Finanzkrise von 2008, der darauf folgenden Eurokrise, dem beispiellosen Aufstieg der sozialen Medien und des Rechtspopulismus - in einem neuen Licht : Wie ist es mittlerweile um die Institutionen bestellt, die den Fortbestand der Demokratie zu garantieren scheinen ? Wie gut haben verschiedene Demokratien die Corona-Pandemie bewältigt ? Und welche Rolle spielen feministische Forderungen im Kampf gegen die Postdemokratie ? Crouch liefert eine aktuelle Bestandsaufnahme seiner Thesen und zeigt zugleich, wie wir dem demokratischen Erosionsprozess entgegentreten können.