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Die Compilatio singularis exemplorum ist eine Exempelsammlung, die gegen Ende des 13. Jahrhundert von einem anonymen französischen Dominikaner zusammengestellt wurde. Sie enthält neben vielen auch anderweitig breit und variantenreich überlieferten Stoffen einiges sonst nur selten erhaltene oder gänzlich unbekannte Erzählgut. Zudem hebt sie sich von den meisten anderen Exempelsammlungen durch das ihr zugrundeliegende Gliederungsprinzip ab, welches sich an der Dreiteilung der mittelalterlichen Christenheit in Säkularklerus, Regularklerus und Laienstand orientiert : Streng hierarchisch geordnet, werden der Reihe nach Geschichten über die Mitglieder dieser drei Stände erzählt.
Von den Päpsten bis hinab zu den Theologiestudenten, von den Äbten und Abtissinnen bis hinab zu den Laienbrüdern und Beginen, von den Kaisern und Königen bis hinab zu den gesellschaftlichen Randexistenzen wird vor uns das ganze Panoptikum der spätmittelalterlichen Gesellschaft entfaltet. Dem so entworfenen Abbild der Menschenwelt werden in den ersten Teilen der Sammlung eine Marienvita, zahlreiche Marienmirakel, Hostienwunder, Kreuzzugsgeschichte und einige Geschichten über die Engel vorangestellt.
Lediglich der letzte, vermutlich sekundär hinzugefügte Teil der Sammlung weicht von der Gesamtkonzeption des Werkes ab. Er vereint in sich eine Liste altfranzösischer Sprichwörter nebst deren lateinischen Nachdichtungen, Proben der Vagantenpoesie des Hugo Primas und weitere Verse erbaulichen und unterhaltsamen Inhalts.