Conrad Ferdinand Meyer

Dernière sortie

Das Leiden eines Knaben

Der König hatte das Zimmer der Frau von Maintenon betreten und, luftbedürftig und für die Witterung unempfindlich wie er war, ohne weiteres in seiner souveränen Art ein Fenster geöffnet, durch welches die feuchte Herbstluft so fühlbar eindrang, daß die zarte Frau sich fröstelnd in ihre drei oder vier Röcke schmiegte. Seit einiger Zeit hatte Ludwig der Vierzehnte seine täglichen Besuche bei dem Weibe seines Alters zu verlängern begonnen und er erschien oft schon zu früher Abendstunde, um zu bleiben, bis seine Spättafel gedeckt war.
Wenn er dann nicht mit seinen Ministern arbeitete, neben seiner diskreten Freundin, die sich aufmerksam und schweigend in ihren Fauteuil begrub ; wenn das Wetter Jagd oder Spaziergang verbot ; wenn die Konzerte, meist oder immer geistliche Musik, sich zu oft wiederholt hatten, dann war guter Rat teuer, welchergestalt der Monarch vier Glockenstunden lang unterhalten oder zerstreut werden konnte. Die dreiste Muse Molières, die Zärtlichkeiten und Ohnmachten der Lavallière, die kühne Haltung und die originellen Witzworte der Montespan und so manches andere hatte seine Zeit gehabt und war nun gründlich vorüber, welk wie eine verblaßte Tapete.
Maßvoll und fast genügsam wie er geworden, arbeitsam wie er immer gewesen, war der König auch bei einer die Schranke und das Halbdunkel liebenden Frau angelangt.
Der König hatte das Zimmer der Frau von Maintenon betreten und, luftbedürftig und für die Witterung unempfindlich wie er war, ohne weiteres in seiner souveränen Art ein Fenster geöffnet, durch welches die feuchte Herbstluft so fühlbar eindrang, daß die zarte Frau sich fröstelnd in ihre drei oder vier Röcke schmiegte. Seit einiger Zeit hatte Ludwig der Vierzehnte seine täglichen Besuche bei dem Weibe seines Alters zu verlängern begonnen und er erschien oft schon zu früher Abendstunde, um zu bleiben, bis seine Spättafel gedeckt war.
Wenn er dann nicht mit seinen Ministern arbeitete, neben seiner diskreten Freundin, die sich aufmerksam und schweigend in ihren Fauteuil begrub ; wenn das Wetter Jagd oder Spaziergang verbot ; wenn die Konzerte, meist oder immer geistliche Musik, sich zu oft wiederholt hatten, dann war guter Rat teuer, welchergestalt der Monarch vier Glockenstunden lang unterhalten oder zerstreut werden konnte. Die dreiste Muse Molières, die Zärtlichkeiten und Ohnmachten der Lavallière, die kühne Haltung und die originellen Witzworte der Montespan und so manches andere hatte seine Zeit gehabt und war nun gründlich vorüber, welk wie eine verblaßte Tapete.
Maßvoll und fast genügsam wie er geworden, arbeitsam wie er immer gewesen, war der König auch bei einer die Schranke und das Halbdunkel liebenden Frau angelangt.

Les livres de Conrad Ferdinand Meyer

Der Schuß von der Kanzel
Conrad Ferdinand Meyer
E-book
5,99 €
Das Amulett
Conrad Ferdinand Meyer
E-book
5,99 €
Plautus im Nonnenkloster
Conrad Ferdinand Meyer
E-book
4,99 €
Gustav Adolfs Page
Conrad Ferdinand Meyer
E-book
4,99 €
Die Hochzeit des Mönchs
Conrad Ferdinand Meyer
E-book
5,99 €
Das Leiden eines Knaben
Conrad Ferdinand Meyer
E-book
5,99 €
Die Richterin
Conrad Ferdinand Meyer
E-book
5,99 €
Angela Borgia
Conrad Ferdinand Meyer
E-book
2,49 €
Image Placeholder
Conrad Ferdinand Meyer
4,00 €
Image Placeholder
Conrad Ferdinand Meyer
Poche
4,40 €
Angela Borgia
Conrad Ferdinand Meyer
17,00 €
Die Richterin
Conrad Ferdinand Meyer
17,00 €